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Existenziell und erhebend


Die Rauheit und Wildheit alter Aufnahmen1) von so genannten Ring-Shouts2) in afro-amerikanischen Kirchen wirkt befremdend. Die Mittel, die den Leuten damals zur Verfügung standen, waren einfach. Ihre Vorfahren waren als Sklaven von Bildung ferngehalten geworden und wohl hätte sie ihnen in ihrem Elend auch wenig genützt. Etwas helfen konnten sie sich hingegen mit ursprünglich aus Afrika mitgebrachtem Kulturgut: der Verwendung von Rhythmus, Bewegung und Gesang für intensive gemeinschaftliche Rituale, die Körper, Gefühl und Geist gleichermaßen ansprachen und oft zu Trance führten. Diese Menschen agierten auf einer elementaren existenziellen Ebene mit beeindruckender Kraft und Kreativität. Ihr emotionaler Ausdruck war überwältigend und die Rhythmen versetzten sie in heftige Schwingung.

Auch nicht-religiöse afro-amerikanische Musik enthielt eine Verbindung von tiefgehendem, überwiegend tragischem Ausdruck mit befreiender Belebung durch musikalische Mittel. Der Trompeter Wynton Marsalis schrieb über die Blues-Musik: Die Bluestexte seien traurig, aber die Musik groove und Groove bedeute Tanzen, was wiederum Freude bringt. Dizzy Gillespie habe es am besten ausgedrückt: „Vom Tanzen musste noch niemand weinen.“3) – Die expressiven musikalischen Mittel der Kirchen und Kneipen wurden auch auf Blasinstrumente übertragen und so entstanden Spielweisen, die für die Entwicklung des Jazz sehr bedeutend waren.4) Bei aller Raffinesse, die die kreativen Meister des Jazz später entfalteten, bewahrten sie die gesamte Jazz-Geschichte hindurch die Verbindung von elementarem Ausdruck und erhebender Wirkung:

Louis Armstrong wuchs in Armut und desolaten Verhältnissen auf und sammelte früh prägende Erfahrungen mit ekstatischer Kirchenmusik und Blues.5) Die Musik, die er als Jugendlicher in New Orleans zu spielen lernte, war rau wie sein Milieu am unteren Ende der Gesellschaft, enthielt aber eine ansteckende Fröhlichkeit6), die alles überdeckte. Als Armstrong in den Jahren 1925 bis 1928 in Chicago seine ersten eigenen Aufnahmen machte, waren diese für die überwiegend arme afro-amerikanische Bevölkerung gedacht und sie enthielten dementsprechend viel von den Qualitäten der Subkultur, aus der er selbst kam.7) Gleichzeitig arbeitete Armstrong an einer Erweiterung seiner musiktheoretischen Kenntnisse und technischen Fähigkeiten und das entsprach dem Streben der Afro-Amerikaner, die aus dem Süden in die Städte des Nordens gekommen waren, „sich zu verbessern“, wie sie sagten.8) Mit seiner bestechenden Meisterschaft, die zunehmend durch Soli in den Vordergrund trat, verkörperte Armstrong für sie den modernen afro-amerikanischen Aufsteiger aus dem Süden.9) Später spielte er für ein überwiegend „weißes“ Publikum mehr die Rolle eines lustigen Naturtalents, verschleierte damit seine Intelligenz und bezauberte mit einem Gefühl uriger Menschlichkeit.10) Er gab die aus seiner Subkultur stammende Art nie ganz auf11), doch in den Aufnahmen der Jahre 1927 und 1928 ist die Verbindung der expressiven, seelenvollen Sounds, des Schwungs und unverwüstlichen Frohsinns der Volksmusik mit einer neuen, alles überstrahlenden Kunst des melodischen Solospiels am stärksten.12)

Der Jazz entfernte sich in seiner weiteren Entwicklung weit von der Funktion einer Volksmusik. Der emotionale Ausdruck wurde mit kunstvoller Gestaltung und vielen Ideen angereichert; die musikalische Sprache wurde komplexer und damit nicht mehr so leicht verständlich. Durch den steigenden Schwierigkeitsgrad der Musik, die zunehmende Bedeutung der Improvisation und die Herausforderung, als individuelle Persönlichkeit zu überzeugen, spitzte sich der Wettkampf zwischen Musikern zu und erhöhte sich die Gefahr des Scheiterns. Die Musiker befanden sich zudem in einer schwierigen Außenseiterposition: Ihre Kunst war von jeder Volkskultur losgelöst, vom etablierten Kunstbetrieb missachtet und sie existierte lange Zeit nur in Nischen des Entertainments. Anspruchsvoller afro-amerikanischer Jazz blieb heimatlos, unverstanden in seiner Eigenart, verbunden mit einer Suche nach Wurzeln und Rückhalt in nicht-westlichen Werten. Weitere Faktoren machten es den Musikern schwer, sich im Gleichgewicht zu halten: eine Herkunft aus oft armen, belastenden Verhältnissen; das ausufernde, destabilisierende Nachtleben; das zermürbende Umherreisen; das deshalb fast zwangsläufige Scheitern privater Beziehungen; der scharfe Konkurrenzdruck; die Allgegenwart von Drogen und nicht zuletzt Rassismus. Musiker waren daher in psychischer, kultureller und materieller Hinsicht einem Überlebenskampf ausgesetzt, der zwangsläufig existentielle Themen ins Spiel brachte. Was sie durchhalten ließ, war – außer einer auffallenden Hartnäckigkeit13) – wohl die starke, belebende Wirkung ihrer Musik auf sie selbst und andere. Mit ihr hoben sie sich immer wieder über vieles hinweg.

Charlie Parker war seit seiner Jugendzeit heroinsüchtig und dadurch ein Außenseiter mit unberechenbarem Verhalten. Doch war seine Persönlichkeit vielschichtig, seine Intelligenz hoch, seine Ansprüche ebenso und seine Sicht reflektiert14). In vieler Hinsicht schien er weitgehend losgelöst von herkömmlichen Vorstellungen gedacht zu haben. So erzählte ein Musiker seiner Band, Parker habe sich einmal in einer Pause zwischen den Sets eines Auftritts hinter dem Jazz-Klub auf einer Mülltonne hin und her gewälzt, da er es als anregend empfand, ungewöhnliche Dinge zu tun.15) Andere Geschichten über Parkers exzentrisches Verhalten sind weniger harmlos. Aber Parker litt natürlich auch und starb schließlich bereits mit 34 Jahren infolge seiner Drogenabhängigkeit. Seine Musik war tief in der Blues-Musik verwurzelt, hatte deren Ausdruckskraft und Seele. Sein Musikerkollege Dizzy Gillespie erzählte später, Parker habe „tiefe Töne“, „tieeefe Töne“ spielen können, offenbar im Sinn von tiefgehend. Es seien nicht einfach Noten gewesen, die Parker spielte. Man könne es in Aufnahmen nicht hören, sondern habe dabei sein müssen. Parker habe eine Note gespielt und sie sei einem durch und durch gegangen.16) Andere Zeitzeugen berichteten Ähnliches.17) Auch wenn Parkers Saxofon-Sound nicht mehr zurückgeholt werden kann, so ist nach häufigem Hören seiner Aufnahmen das Berichtete doch ein Stück weit nachvollziehbar. Vor allem ermöglicht wiederholtes Hören der Aufnahmen jedoch die Entwicklung eines Gefühls für Parkers großartige melodische Flugbahnen18) und die enthalten eine solche Schönheit, dass sie die Tragik seiner viel zu kurzen Existenz vergessen lassen. Aus der Sicht des Bassisten Charles Mingus, der mit ihm gespielt hatte, war Parkers Spiel der „Inbegriff des Klang gewordenen Optimismus“19).

Die Pianistin Mary Lou Williams, die die Musik des Pianisten Thelonious Monk sehr schätzte, erzählte über die erste Zeit, als sie Monk in den 1930er Jahren hörte: „Wir nannten es Zombie-Musik […], denn die schrägen Akkorde erinnerten uns an Musik aus Frankenstein oder anderen Horrorfilmen.“20) Monks Musik enthält eine beträchtliche Portion Dissonanzen und damit eine Rauheit, die Hörern bis heute zu schaffen machen kann. Bedenkt man dazu Monks auffallende Kopfbedeckungen, seinen abwesenden Blick, seine seltsamen Tänzchen, die Geschichten über verwirrende Aussagen und merkwürdiges Verhalten sowie schließlich sein Versinken in Schweigsamkeit und dem Eingeständnis „ich bin sehr schwer krank“21), dann ist es nicht verwunderlich, dass viele „ immer noch ein falsches und liebloses Bild von einem ungebildeten, ungeschliffenen, intuitiven Savant22)“ pflegen, wie der Pianist Vijay Iyer schrieb23). Monk war bereits als Kind „schweigsam, abwesend und verschlossen“24) und ging dann völlig in seiner Musik auf, an der er trotz vieler Jahre25) kommerzieller Erfolglosigkeit hartnäckig festhielt, bis er schließlich Anerkennung fand. Er lebte in einer eigenen Welt und erwies sich in praktischen Dingen oft als unbeholfen, zeigte in vielem aber auch Realitätssinn, Lebens- und Menschenkenntnis und hatte einen „einmaligen“ Humor26). Einerseits schlug er sich als „mürrischer, griesgrämiger Mensch mit völlig unberechenbarem Charakter“ durch die Widrigkeiten seiner lange enttäuschenden Laufbahn und war andererseits in privaten Beziehungen ein „freundlicher, zuvorkommender, großzügiger, gütiger Mann, ein Charmeur, in gewisser Hinsicht behexend“27). Verständnislosen, herablassenden Kritikerfragen wich er geschickt aus und zeigte „immer eine entwaffnende Offenheit“28). Die Wirkung seiner Musik beruhte auf einer tiefgehenden Kenntnis menschlicher Empfindungen, wie Iyer feststellte: „Monk war ein Architekt des Gefühls. Seine Melodien waren raffiniert, bewohnbare kleine Räume, die mit ihren seltsamen Winkeln und prächtigen Farben das Herz erwärmen. Irgendwie wusste er genau, wie er einen dazu bringt, sich gut zu fühlen – und ich meine das genau so, als wäre es Medizin, Gastronomie, Massage oder Feng Shui.“29) Groove sei in Monks Musik vorrangig und er habe gesagt: „Wenn du swingst, swinge ein wenig mehr.“30)

John Coltrane erklärte: „Man geht einfach immer weiter, so tief man kann. Man versucht, ganz zum Kern31) hinunter zu gelangen.“32) Coltrane war ein ruhiger, schweigsamer, ernster Mensch33) und auf die Frage eines Interviewers, wie er in zehn Jahren gerne wäre, antwortete er im Jahr 1966, er wäre gerne ein Heiliger34). Seine Musik war jedoch äußerst zupackend, aufwühlend und Ausdruck rastloser Suche. Mit Erreichtem war er kaum je zufrieden und er strebte mit solcher Energie und Hingabe nach weiterer musikalischer Entfaltung und spiritueller Wahrheit, als wäre es seine Bestimmung, das elementare menschliche Thema des Strebens nach höherer Verwirklichung zu personifizieren. Dass er diesem Streben seine gesamten Kräfte und zuletzt auch alles opferte, was seiner Musik Gefälligkeit verliehen hatte, steigerte sein Werk bis zu einem fast märtyrerhaft anmutenden Ende. Er hinterließ ein breites musikalisches Spektrum, das ursprünglich an Charlie Parkers Musik anknüpfte und schließlich bis zu jenen Klängen reichte, die Ravi Shankar als „überaus beunruhigend“ empfand35). In diesem Spektrum kann jeder für sich jene Aufnahmen finden, in denen er die Schönheit und Erhabenheit von Coltranes Musik am stärksten und ansprechendsten erlebt.

Coltrane hielt sich trotz allen Strebens nicht für einen Heiligen und starb ebenfalls vorzeitig, mit 40 Jahren, möglicherweise an den Spätfolgen einer früheren Drogensucht.36) Parker war noch weit weniger ein Heiliger und Armstrong war bei aller Menschlichkeit, die in seiner Person gesehen wurde, auch keiner. Sie waren nicht nur von einem wohlgeordneten, bürgerlichen Lebenslauf weit entfernt, sondern pflegten auch nicht eine entsprechende Selbstgerechtigkeit. Vielmehr schlugen sie sich durchs Leben und rangen mit dem Schicksal, das sie damit bedrohte, vorzeitig auf der Strecke zu bleiben. Ihre Wege, auf denen konventionelle Raster aus Gut und Schlecht oft wenig Bedeutung hatten und die nackte Lebenswirklichkeit in den Vordergrund trat, förderten Tiefgründigkeit und umso elementarer und bewegender ist die Schönheit, die sie in ihrer Musik hervorbrachten.

Sonny Rollins sagte: „Im gesamten Prozess der Improvisation geht es darum, die bewusste Welt – die Welt der alltäglichen Normalität und Pflichten – zu verlassen und die Wahrheit zu finden.“37) Er meinte offenbar nicht eine Wahrheit, die rational erfasst und bewiesen werden kann, sondern eine spirituelle Erfahrung, die als tiefgehend und wahrhaftig empfunden wird. Seine Laufbahn als Musiker wurde von einem starken religiösen Interesse begleitet38) und im Alter von 85 Jahren erklärte er: Schon in jungen Jahren habe er in sich die Anwesenheit eines höheren Selbst gefühlt, so etwas wie Bewusstheit. Das sei sein ganzes Leben lang stark in ihm vorhanden gewesen und alles, was er tat, sei aus einem tiefen, inneren Ort gekommen. Seine Musik würde das widerspiegeln. Musik berge viel Unbekanntes, Unsichtbares, eher Inneres als Äußeres in sich. Als Buddhist glaube er, dass alle Menschen früher oder später zur Wahrheit des Lebens, zum spirituellen Aspekt des Lebens gelangen müssen, sei es in diesem oder einem anderen Leben.39)

Steve Coleman erzählte, Rollins habe zu ihm einmal gesagt: „Ich denke, es gibt zwei Arten von Musik: eine, die erweitert, und eine, die verengt. Ich möchte Teil der Tradition sein, die erweitert.“ Rollins habe also an einer Musik teilhaben wollen, die das Bewusstsein erweitert, und er sei einer jener Musiker, deren Musik einen in Berührung mit sich selbst bringt – mit dem, was man ist, nicht wer man ist, sondern mit seiner inneren Essenz. Das sei es, was auch er (Coleman) beabsichtigt.40) Die Schöpfer dieser Musik hätten sie als eine Streitmacht für Kreativität und für positive Dinge verstanden. Viele Musiker hätten das gesagt und er denke, dass sie tatsächlich bewusstseinserweiternde Möglichkeiten hat.41) Der Pianist Vijay Iyer empfand in Colemans Musik eine belebende Kraft, die tiefer geht als bloße Ästhetik.42) Coleman erklärte, er versuche mit seiner Musik das „Wesen der menschlichen Existenz“ und die Natur auszudrücken.43) Zu diesem Zweck verwende er „spirituelles Zeug, Träume, Logik, Zahlenzeug“, alles, was verfügbar ist, „wilde Analogien, was auch immer“.44) Mit großem Interesse erkundete er alte Weltanschauungen, Mythologien und neuere esoterische Sichtweisen und leitete aus ihnen Ideen für seine Musik ab. Bei seinen vielfältigen, besonders regsamen geistigen Interessen scheint die imaginative Kraft der Gedanken im Vordergrund zu stehen und die Frage nach einer objektiven Richtigkeit weniger bedeutend zu sein, obwohl er sonst in vieler Hinsicht auch scharfen Realitätssinn zeigte.

Colemans Musik „erzählt“ eine bunte, fantastische, aber auch gewaltige Geschichte vom menschlichen Dasein. Die dynamischen Sounds und die überfordernde Komplexität seiner Musik vermitteln Colemans Faszination von einer großen Sache. Zugleich zeigen die Grooves, die zauberhaften melodischen Linien und die geschmeidigen Klänge, dass er im Dasein auch viel Schönheit findet.45) Er bewegt sich mit seinem Instrument im prächtigen wie komplexen musikalischen Abbild der Welt mit verblüffender Geschicklichkeit und Eleganz. Das Aufrechterhalten des Gleichgewichts inmitten aller Turbulenzen und die körperliche wie geistige Beweglichkeit lassen sich als kunstvolle Lebensbewältigung und als Ausdruck gesteigerter Lebendigkeit verstehen.

Menschliche Empfindung und Erlebnisfähigkeit geht weit über jene Lebensbereiche hinaus, die üblicherweise als Realität betrachtet werden. Musik ist besonders geeignet, die außer-realen Bereiche zu besiedeln und damit Hörern einen Resonanzraum für ihr Innenleben zu bieten. Die kreativen Meister des Jazz haben diese Möglichkeit intensiv und kunstvoll genutzt und sie konnten das zweifelsohne nur, weil sie selbst von den unsichtbaren, imaginären Bereichen des Lebens inspiriert waren. Ihre Beschäftigung mit spirituellen, religiösen, esoterischen, philosophischen und anderen gedanklichen Gebilden scheint daher eine wichtige Funktion für die Ausdruckskraft ihrer Musik gehabt zu haben. Es ist unvorstellbar, dass John Coltrane zu den brennenden, tief bewegenden Äußerungen über das Leben, etwa in seiner Aufnahme Out of This World (1962), ohne spirituelle Erfahrungen in der Lage gewesen wäre. Worte, Bilder und theoretische Vorstellungen können solche imaginären Bereiche nicht erfassen, sondern nur andeuten und wirken oft irrational und abwegig. Doch braucht es wohl Hilfsmittel und Methoden zur Bewusstseinsveränderung wie Meditation oder die Musik selbst, um entsprechende Erlebnisräume zu schaffen.

All das bildet einen Hintergrund der Musik, mit dem sich Hörer nicht zu beschäftigen brauchen. So wie es für die Bedeutung der Werke Johann Sebastian Bachs und Ludwig van Beethovens nicht entscheidend ist, was sie glaubten, so entfaltet die Musik Coltranes, Rollins und Steve Colemans ihre großartige Wirkung unabhängig von ihren Inspirationsquellen. Ihr Streben nach tiefgründigem Ausdruck der Existenz und nach etwas Höherem wird von der Musik in einer abstrahierten, fundamentalen Weise vermittelt und es kann für eine Wertschätzung ihrer Musik sogar vorteilhaft sein, sich mit ihren Gedanken und Problemen nur begrenzt auseinanderzusetzen.46)

Miles Davis sagte: Wenn man mit großen Musikern arbeitet, bleiben sie immer Teil von einem – Leute wie Max Roach, Sonny Rollins, John Coltrane, Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Jack DeJohnette, Philly Joe Jones. Jene von ihnen, die gestorben sind, vermisse er sehr, besonders seit er älter ist: Thelonious Monk, Charles Mingus, Freddie Webster, Fats Navarro. In der Musik gehe es um Geist, das Spirituelle und um Gefühl. Er glaube, dass ihre Musik immer noch da ist, irgendwo. Was er mit ihnen spielte, das müsse irgendwo in der Luft sein, denn dorthin hätten sie es geblasen, und dieses Zeug sei magisch und spirituell gewesen.47)

 

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Fußnoten können direkt im Artikel angeklickt werden.

  1. Joe Washington Brown, Austin Coleman & Group: 1.) My Soul Is A Witness, 2.) Good Lord (Run Old Jeremiah), 3.) I Feel Like Dyin' In This Army; aufgenommen 1934 in Louisiana von John A. and Alan Lomax (Album Negro Religious Field Recordings from Louisiana, Mississippi, Tennessee Vol. 1 1934-1942)
  2. Mehr zu Ring-Shouts im Artikel Retention: Link
  3. QUELLE: Wynton Marsalis, Jazz, mein Leben, 2010, S. 66
  4. Mehr dazu im Artikel Ursprünge: Link
  5. Mehr dazu im Artikel Ursprünge: Link
  6. Siehe im Artikel Ghetto-Musik: Link
  7. Mehr dazu im Artikel Ghetto-Musik: Link
  8. Thomas Brothers: In Chicago habe Louis Armstrong von einem deutschen Musiklehrer gelernt, mit seiner Klavier spielenden Frau intensiv „klassische“ Musik geübt und sich beigebracht, höher, schneller und präziser in den Tonleitern und Akkorden der eurozentrischen Musik zu spielen. Das habe sehr dem Bestreben des typischen afro-amerikanischen Immigranten aus dem Süden entsprochen, „etwas zu tun, um sich zu verbessern“, wie es oft ausgedrückt wurde. (QUELLE: Thomas Brothers, Louis Armstrong. Master of Modernism, 2014, Kindle-Ausgabe, S. 10)
  9. Mehr dazu im Artikel Ghetto-Musik: Link
  10. Mehr dazu im Artikel Ghetto-Musik: Link
  11. Mehr dazu im Artikel Volks/Kunst-Musik (insbesondere Fußnote am Ende des folgenden Satzes): Link
  12. Mehr zu Armstrongs Solo-Kunst in den Artikeln Ghetto-Musik und Ursprünge: Link, Link
  13. Steve Coleman auf die Frage, was ihn durchhalten ließ: Hartnäckigkeit. Eine Qualität, die Thelonious Monk, John Coltrane und all diese Musiker gemeinsam hatten, sei Hartnäckigkeit. Sie seien einfach weitergegangen und hätten nicht auf die Kritiker um sie herum gehört. Als Charlie Parker Miles Davis engagierte, hätten ihm Leute gesagt, dass dieser Kerl nicht spielen kann. Als Davis Coltrane engagierte, hätten ihm Leute gesagt, dieser Kerl könne nicht spielen, „wofür engagierst du ihn?“. Wenn sie auf die Leute gehört hätten, würden wir heute nicht Miles Davis und Coltrane haben. Man dürfe nicht auf andere Leute hören, sondern müsse seiner inneren Stimme folgen. Sonny Rollins habe ihm das vor langer Zeit gesagt: Man müsse der Stimme in sich selbst folgen. Man sei es selbst, der in den Spiegel schauen muss. Man dürfe sich nicht um all diese anderen Leute kümmern. Selbst wenn sie einen loben. Das könne genauso schädlich sein. (QUELLE: Mark Stryker, Jazz great Steve Coleman putting down roots in Detroit, 14. Oktober 2016, Tageszeitung Detroit Free Press, Internet-Adresse: http://www.freep.com/story/entertainment/music/2016/10/14/steve-coleman-detroit-residency/92001176/)
  14. Dizzy Gillespie: „[…] Charlie Parker pflegte auch sehr viel zu lesen. Er wusste über alles Bescheid, und wir diskutierten oft über Politik, Philosophie und den Stil des Lebens. Ich erinnere mich, wie oft er Baudelaire erwähnte.“ (QUELLE: Dizzy Gillespie, To Be Or Not To Bop. Memorien, deutschsprachige Ausgabe, 1984/1979, S. 230)
  15. QUELLE: Erzählung des Pianisten Duke Jordan in: Robert (George) Reisner, Bird. The Legend of Charlie Parker, 1975/1962 , S. 125 – Reisners Umgang mit dem Material, aus dem er sein Buch zusammensetzte, ist nach Thomas Hirschmann „teilweise sehr bedenklich“ (QUELLE: Thomas Hirschmann, Charlie Parker. Kritische Beiträge zur Bibliographie sowie zu Leben und Werk, 1994, S. 63). Hirschmanns Buch enthält aber keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Darstellung von Duke Jordans Aussage nicht richtig wäre.
  16. Wynton Marsalis: Dizzy Gillespie habe einmal zu ihm gesagt, Parker habe manche tiefe Noten gespielt, tieeefe Noten. Gillespie habe gemeint, tief in Bezug auf Parkers Kenntnis und Wahrnehmung der Verbindung des menschlichen Wesens mit der Existenz. Es waren nicht einfach Noten, die Parker spielte, habe Gillespie gesagt. Man könne es in Aufnahmen nicht hören. Man habe dabei sein müssen. Er habe eine Note gespielt und sie sei einem durch und durch gegangen. (QUELLE: Wynton Marsalis, Moving to Higher Ground. How Jazz Can Change Your Life, 2009/2008, S. 76)
  17. Siehe in den Artikeln Hörgewohnheiten, Tristano-Schule und Volks/Kunst-Musik (Fußnote am Ende des Satzes): Link, Link, Link
  18. Mehr dazu im Artikel Beweglicher Sound: Link
  19. QUELLE: Peter Niklas Wilson/Ulfert Goeman, Charlie Parker. Sein Leben. Seine Musik. Seine Schallplatten, 1988, S. 47
  20. QUELLE: Max Jones, Mary Lou Williams – A Life Story, Zeitschrift Melody Maker, April/Juni 1954, Internet-Adresse: http://www.ratical.org/MaryLouWilliams/MMiview1954.html, eigene Übersetzung
  21. Pannonica de Koenigswarter, bei der Monk damals wohnte: „Wir fuhren [ungefähr 1972] von New York nach Hause, da wandte er sich plötzlich zu mir und sagte: ‚Ich bin sehr schwer krank‘. Das war das einzige Mal, dass man Thelonious über das Kranksein reden hörte. Er sagte es nie wieder.“ (QUELLEN: Film Straight, No Chaser von Charlotte Zwerin und Bruce Ricker, 1989, eigene Übersetzung; Jacques Ponzio/Francois Postif, Blue Monk, deutschsprachige Ausgabe, 1997, S. 265)
  22. Mensch mit außerordentlicher Begabung in einem gewissen Bereich („Inselbegabung“) und meistens zugleich mit sonstiger geistiger Behinderung
  23. QUELLE: Vijay Iyer, Thelonious Monk: Ode To A Sphere, Zeitschrift JazzTimes, Jänner/Februar 2010, Internet-Adresse: http://jazztimes.com/articles/25443-thelonious-monk-ode-to-a-sphere, betreffende Stelle in eigener Übersetzung: Link
  24. QUELLE: Jacques Ponzio/Francois Postif, Blue Monk, deutschsprachige Ausgabe, 1997, S. 12
  25. von ungefähr 1940 bis 1957
  26. Ponzio/Postif: Der Pianist Bill Evans habe gesagt: „Er hat einen einmaligen Sinn für Witze und all seine Platten quellen über von Humor.“ Es sei wahr, sein Werk zeuge beständig von feinsinnigem Humor. (QUELLE: Jacques Ponzio/Francois Postif, Blue Monk, deutschsprachige Ausgabe, 1997, S. 13)
  27. QUELLE: Jacques Ponzio/Francois Postif, Blue Monk, deutschsprachige Ausgabe, 1997, S. 13
  28. QUELLE: Jacques Ponzio/Francois Postif, Blue Monk, deutschsprachige Ausgabe, 1997, S. 14
  29. QUELLE: Vijay Iyer, Thelonious Monk: Ode To A Sphere, Zeitschrift JazzTimes, Jänner/Februar 2010, Internet-Adresse: http://jazztimes.com/articles/25443-thelonious-monk-ode-to-a-sphere, betreffende Stelle in eigener Übersetzung: Link
  30. QUELLE: Vijay Iyer, Thelonious Monk: Ode To A Sphere, Zeitschrift JazzTimes, Jänner/Februar 2010, Internet-Adresse: http://jazztimes.com/articles/25443-thelonious-monk-ode-to-a-sphere, betreffende Stelle in eigener Übersetzung: Link
  31. crux
  32. QUELLE: Nat Hentoff, Begleittext zu Coltranes Album Live At The Village Vanguard Again (1966), eigene Übersetzung
  33. QUELLE: Lewis Porter, John Coltrane. His Life and Music, 1999, S. 250
  34. QUELLE: Chris DeVito [Hrsg.], Coltrane On Coltrane, 2010, S. 269, eigene Übersetzung
  35. Näheres im Artikel Boxer und Heilige: Link
  36. Lewis Porter: Coltrane sei an Leberkrebs gestorben. Viele hätten spekuliert, dass die Krankheit eine Folge von Coltranes früherem Alkohol- und Heroin-Konsum war. Da dieser Drogenkonsum aber etliche Jahre zurück lag, sei eine direkte Verbindung zweifelhaft. Es könnte sein, dass der Krebs von einem anderen Organ ausgehend streute. Coltranes LSD-Konsum der letzten Jahre dürfte nicht die Ursache gewesen sein, da LSD nicht die Leber schädige. Denkbar wäre, dass sich Coltrane in der Zeit der Heroinabhängigkeit durch eine unreine Nadel mit Hepatitis infizierte, die dann nach Jahren zu Leberkrebs führte. (QUELLE: Lewis Porter, John Coltrane, 1999, S. 290-292)
  37. QUELLE: Christian Broecking, Sonny Rollins. Improvisation und Protest, 2010, S. 131
  38. Anfang der 1960er Jahre gehörte Sonny Rollins einer Gemeinschaft der Rosenkreuzer an, dann wandte er sich dem Yoga und dem Zen-Buddhismus zu, hoffte ein Heiliger zu werden, interessierte sich für verschiedene Religionen, hatte aber auch Zweifel an ihnen und wollte keiner bestimmten Glaubensgemeinschaft angehören. (QUELLE: Peter Niklas Wilson, Sonny Rollins. Sein Leben. Seine Musik. Seine Schallplatten, 1991, S. 58-61)
  39. QUELLE: Alex W. Rodriguez, Interview with Sonny Rollins, Musical and Spiritual Autodidact, 30. Mai 2016, Internetseite Ethnomusicology Review, Internet-Adresse: https://www.ethnomusicologyreview.ucla.edu/content/interview-sonny-rollins-musical-and-spiritual-autodidact
  40. QUELLE: Anil Prasad, Steve Coleman. Digging deep, 2008, Internet-Adresse: http://www.innerviews.org/inner/coleman.html, betreffende Stell in eigener Übersetzung: Link
  41. QUELLE: Fred Jung, My Conversation With Steve Coleman, Juli 1999, Steve Colemans Internetseite m-base.com, Internet-Adresse: http://m-base.com/interviews/my-conversation-with-steve-coleman/, betreffende Stelle in eigener Übersetzung: Link
  42. QUELLE: Larry Blumenfeld, The Pulses of Jazz to Come: Saxophonist Steve Coleman’s Rhythm Science, 8. April 2013, Internetseite blouin artinfo des Verlags Louise Blouin Media, Internet-Adresse: http://www.blouinartinfo.com/news/story/887367/the-pulses-of-jazz-to-come-saxophonist-steve-colemans-rhythm
  43. Als sein Hauptanliegen nannte Coleman die „Verwendung der Musik als Sprache aus klanglichen Symbolen, um das Wesen der menschlichen Existenz auszudrücken.“ Er erklärte auch: „Die verschiedenen Formen, die meine Musik annimmt, sind nicht nur intuitiv inspiriert, sondern intuitiv und logisch bestimmt von der menschlichen Wahrnehmung der ‚großen Schöpfung‘ (das heißt von der Schöpfung der gesamten Natur durch einen universalen Geist).“ (QUELLE: Steve Colemans eigener Beitrag zum englischsprachigen Wikipedia-Artikel über ihn, Internet-Adresse: https://en.wikipedia.org/wiki/Steve_Coleman#Inspirations_and_the_music's_meaning, eigene Übersetzung)
  44. QUELLE: Aussagen Steve Colemans in einem von ihm geleiteten Workshop im April 2004, Näheres: Link
  45. Steve Coleman: Schönheit sei für ihn nicht irgendeine einfache, weiche [er deutet gestisch ein Geigenspiel an] Kastagnettensache oder was man auch immer im Radio oder so hört. Für ihn sei die Schönheit ein Zusammenspiel dieser Formen. Von diesem Standpunkt aus sei also ein Wirbelsturm, obwohl er sehr zerstörerisch ist, gleichzeitig sehr schön. Viele Dinge im Universum hätten diese Art von Sachen und die seien für ihn sehr schön – diese Gegensätze und all das. (QUELLE: Aussagen Steve Colemans in einem von ihm geleiteten Workshop im April 2004, Näheres: Link)
  46. Steve Coleman im Zusammenhang mit dem Titel seines Albums Synovial Joints (2014): Er erwarte von niemandem, dass er die Zusammenhänge hinter der Musik versteht. Er versuche nun einmal nicht, Hits zu produzieren und Grammys zu gewinnen, und brauche sich daher nicht viel darum zu kümmern, was Leute über seine Sichtweisen denken. Die Leute würden einfach sagen: Okay, wie auch immer! Die meisten, die ihm folgen, wüssten, dass er sonderbar ist, und sie würden erwarten, auf eine Reise zu gehen. (QUELLE: Podiumsgespräch von Steve Coleman mit dem Musikwissenschaftler Travis A. Jackson im Anschluss an einen Auftritt Colemans mit seiner Five-Elements-Band am 29. April 2018 in der Universität von Chicago, YouTube-Video mit dem Titel Rosenberger Medal Lecture and Performance: Steve Coleman, “The Eagle and the Lark”, Internet-Adresse: https://www.youtube.com/watch?v=vb5ciXisqlI)
  47. QUELLE: Miles Davis/Quincy Troupe, The Autobiography, 2005/1989, S. 411

 

 

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