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7. Afrikanische Jazz-Wurzeln --- FÜR DIE SCHULE ERKLÄRT


Die europäischen Wurzeln des Jazz sind offensichtlich: Instrumente, Tonsystem, europäische Volksmusik, Marschmusik, Kirchenmusik, klassische Musik. Aber was ist am Jazz afrikanisch? Darauf gehen die Schulbücher nicht ein. Daher braucht man sich für die Schule auch nicht damit zu beschäftigen und kann dieses Video überspringen. Doch spielt die Verbindung zu Afrika im Jazz eine bedeutende Rolle. Es ist ein interessantes Thema, das für das Jazz-Verständnis wichtig ist.

          HÖRBEISPIEL: Grupo AfroCuba: Ananú (1996)

Das war Musik aus Kuba mit eindeutig afrikanischem Charakter. Auch an anderen Orten der Karibik und in Brasilien, wohin viele Afrikaner als Sklaven verschleppt wurden, gibt es bis heute Trommelmusik, die aus Afrika stammt. [Mehr dazu: Link] In den USA hingegen wurde das Trommeln rigoros unterbunden. In abgewandelter Form konnten die Sklaven aber auch dort manche ihrer Traditionen lebendig halten, indem sie zum Beispiel das Trommeln durch Klatschen und Fußstampfen ersetzten. [Mehr dazu: Link]

          HÖRBEISPIEL: Moving Star Hall Singers: Ask The Watchman How Long (1964, South Carolina)

In manchen afrikanischen Kulturen, aus denen Sklaven kamen, gab es auch Solo-Gesang mit Begleitung auf Saiteninstrumenten. Das klingt in folgender afro-amerikanischen Blues-Musik nach. [Mehr dazu: Link]

          HÖRBEISPIEL: Ed Bell: Mean Conductor Blues (1927)

Die meiste alte afro-amerikanische Musik, die in Aufnahmen erhalten blieb, klingt zwar außer-europäisch, aber nicht wirklich afrikanisch. In den USA waren die Sklaven gezwungen, Neues zu entwickeln. Sie verwendeten dazu alles, was verfügbar war, aber im Sinn ihres eigenen Musikverständnisses. So übernahmen sie einerseits vieles und bewahrten zugleich auf einer tieferen Ebene ihre afrikanischen Wurzeln. Forscher beschrieben, worin sich diese Wurzeln zeigen. [Mehr dazu: Link] Mehr dazu auf meiner Website. Links stehen im Video-Text.

Ob man diese Wurzeln wahrnimmt oder nicht, hängt vom eigenen Zugang ab. Erst einmal hört man jede Art von Musik mit dem Verständnis der eigenen Kultur, interpretiert fremde Musik einfach zurecht. So sehen manche in afro-amerikanischer Musik kaum etwas anderes als eine Nachahmung europäischer Vorbilder. [Mehr dazu: Link] Mit ein wenig Aufgeschlossenheit für andere Kulturen erkennt man hingegen auch die starken afrikanischen Züge dieser Musik, zum Beispiel die besondere Bedeutung des Rhythmus und der rhythmischen Überlagerungen, die ständig variieren. [Mehr dazu: Link]

          HÖRBEISPIEL: Earl Hines: My Melancholy Baby (1941)

Sklaven hassten ihre Herren und wollten ihre eigene Identität und Kultur nicht völlig verlieren. [Mehr dazu: Link] Ihre Musik und ihr Tanz waren wichtige Mittel, ihren Überlebenswillen aufrecht zu erhalten. [Mehr dazu: Link] Die Musikarten und Tänze, die Afro-Amerikaner bis heute entwickelten, prägten in Wellen immer wieder die amerikanische Musik und afrikanisierten sie in gewisser Weise. Moderne Tanzmusik mit Rap erinnert oft mehr an das Klatschen und Fußstampfen der Sklaven, an ihr Storytelling, an Blues und afrikanische Ursprünge als an europäische Musik. [Mehr dazu: Link] Um die Kraft der afro-amerikanischen Musik zu verstehen, muss man ihre afrikanisch gefärbten Grundauffassungen berücksichtigen.

          HÖRBEISPIEL: James Brown: Mother Popcorn (1969)

Mit dem Jazz hat die afro-amerikanische Musikkultur auch schon lange eine anspruchsvolle Variante, die genauso komplex und tiefgründig sein kann wie die klassische europäische Musik. Das wird oft nicht erkannt, weil die Musik der Jazz-Meister anders funktioniert – außer-europäisch, zu einem guten Teil afrikanisch. Das ist nicht nur ein Überbleibsel aus der Zeit der Sklaverei. Jazz-Musiker streben oft bewusst nach einer stärkeren Wiederverbindung mit afrikanischen Wurzeln. [Mehr dazu: Link] Schon in den 1940er Jahren spielten junge Musiker wie Charlie Parker mit afro-kubanischen und afrikanischen Trommlern. Bald darauf reisten Jazz-Musiker nach Afrika, um dort von hochentwickelten Musikkulturen zu lernen. So wurde das afrikanische Erbe nicht bloß bewahrt, sondern laufend verstärkt – jedoch immer in einer Weise, die der Eigenart des Jazz entspricht. Denn so stark all seine Wurzeln auch sein mögen – afrikanische, europäische und andere: Der Jazz ist etwas Neues, das das Leben in Amerika widerspiegelt. [Mehr dazu: Link]

Mehr auf meiner Website. Links stehen im Video-Text.

          HÖRBEISPIEL: Steve Coleman and Five Elements: The Khu (1994)

 

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